Donnerstag, 30. Juni 2016

2. Radfahrer und Kanäle

Unserer nächste Destination: 
Neederlande

Auf dem Weg zur Grenze schauen wir ins „Ostfriesland“. Oft sehen wir Gehöfte eingebettet in Baumgruppen; eigentlich sind oft nur Teile der Hausdächer sichtbar.  —  Irgendjemand hat uns erzählt, dass sich hier oben an der Küste die aufgestellten Windpropeller der Kraftwerke in nur sechs -, im Gegensatz zu den sonst üblichen zwölf Jahren, amortisieren.  —  Die gut verpackten Bauernhäuser deuten offensichtlich ebenfalls auf eine „windige“ Gegend hin. 
  
Einen angenehmen Stellplatz finden wir am Musselkanaal,   Koordinaten: 52.928532 / 7.012420 

Das freie WIFI und ein Regentag geben uns Gelegenheit, unseren Blog online zu stellen. Tags darauf ist Sonntag und wir staunen nicht schlecht, als wir auf unserem Rundgang durch den Ort, die meisten Geschäfte offen finden. Ein paar Weckerln und eine kleine, harte Rohwurst (diese heißt hier Metworst) nehmen wir mit; gerade recht, für eine kleine, abendliche Jause. 

Bei der Verkostung schauen wir uns dann überrascht an: ein total neuer, ungewohnter Geschmack bei Wurst. Ja - das sind Nelken, ganz deutlich - Gewürznelken. Anstatt Bier hätte vielleicht Glühwein besser dazu gepasst? 
Eine richtige Weinachts-Wurst! 


Manchmal legen auch Hausboote an diesem, zwischen 2 Kanälen gelegenen Stellplatz an. Die Entsorgungsanlage kann von den Booten mitbenützt werden. — 

Nach dem Entsorgen tanken wir noch Frischwasser. Da schlendert der einzige deutsche Wohnmobilgast des Platzes herüber und will wissen, wie lange ich noch brauche. Ich bin mir über den Sinn seiner Frage nicht ganz im Klaren und antworte ihm: bis ich voll habe. Er schüttelt den Kopf und trollt sich. Leider, denn bei dem hätte ich gerne meinen Standard-Schmäh: angebracht: „für unterwegs tanke ich Frischwasser immer nur halb-voll, also bloß 640 Liter.“ 

Aber vielleicht ist der Herr nur etwas in Zeitdruck? Er ist gestern Abend nach dem täglichen Inkassorundgang des Platzwartes angekommen und will vielleicht wieder fort sein, bevor dieser heute wiederkommt? 

Groningen
Unsere ersten „Gehversuche“ in Holland bringen uns nach Groningen, der Stadt auf dem größten Erdgas-Vorkommen Europas. Wir sehen doppelte, weiße Sperr- und Leitlinien, die dazwischen noch eine grüne Linie aufweisen, ohne zu wissen, was da zu tun- oder zu unterlassen ist; uns überholt niemand und die meisten anderen Verkehrsteilnehmer fahren mit Licht. So machen wir es auch.

Fast immer begleiten uns Kanäle mit Schleusen und Zugbrücken. 
In Kardingen finden wir ein TransFerium. So nennen sie hier in Holland ihre fast oder gänzlich kostenlosen Parkplätze am Rande großer Städte, die dann ebenfalls fast oder gänzlich kostenlos durch Busse ins Zentrum angebunden sind. Dieser Platz neben dem Sportzentrum mit dem hohen Kletterturm daneben, war nicht zu übersehen. 




 Koordinaten: 53.239941 / 6.597120  

Wir wissen, dass Radfahrer in Holland so etwas wie „Narrenfreiheit“ haben, aber dass es solche Mengen sind und dass es in der Stadt eine ganze Weile dauert, bis wir mittels eines Zebrastreifens die Straße überqueren können, hat uns dann doch gewundert.



Unsere Buskarten haben wir bei der Hinfahrt beim Busfahrer gekauft; für Hin- und Rückfahrt 6 Euro. Diese sind für, bis zu 5 Personen, gültig. Wenn wir das gewusst hätten, so hätte man sich mit anderen Campern zusammen tun können und hätte dadurch den Fahrpreis verdünnt. 
Wir steigen bei der Haltestelle „Goten Markt“ aus. 


Hier findet am Dienstag der Große Markt statt ... doch heute ist Montag.

Beim Rundgang erkundigen wir uns natürlich wieder nach Internet  —  hier in den Niederlanden gibt es zum Unterschied zu uns  k e i n e   diesbezüglichen Angebote bei Hofer, Lidl und Co. Wir finden ein „Actie Angebot“. Wieder EU-weit 3 GB, ein Monat, € 15.Wir lassen uns überraschen.


Hübsche Häuserfassaden 


               in diesem hat sich ein  Fitnesscenter einquartiert. 

Wir haben also unsere Rück-Fahr-Scheine und als der Bandl-Wurm-Bus zur Heimfahrt kommt, können wir den Öffnungsmechanismus der hinteren Türen (so wie bei unseren Bussen) nicht finden, es gibt aber Drehgriffe. Was liegt also näher, als das auszuprobieren. Die Türen bleiben zu, also den Weg nach vorne, zur Fahrertüre!  —  Ganz finster schaut mich der Fahrer an und fuchtelt mit den Armen. Irgendwie verstehe ich ihn dann  —   ich hätte beim Bus die „Not-Ausgangs-Türe“ betätigt! Ich solle diesen Griff nochmals drehen — dann geht der Fahrer selber … auch zwei Startversuche sind noch vergebens und dann endlich lässt sich der Bus wieder anfahren! 
Warum muss man denn hier solche Notfallknöpfe anstatt Türöffner außen drauf machen? Andere Länder, andere Sitten.

Wo die Küchen über dem Kanal hängen 
In Appingedam ist ein Stellplatz beim städtischen           Busbahnhof.
Koordinaten: 53.320351 / 6.866740

 Hinter der Nikolai Kerk wird gerade ein Markt aufgebaut und in der Kirche selbst findet sich Garderobe und WC. 


Die Barock Orgel ist mit reichlichen Schnitzornamenten verziert

Das Rathaus aus dem Jahre 1630

 Auf der weiteren Runde gelangen wir in eine Gasse mit buntem Geschäftstreiben: dekoriert und mit kleinen Ständen vor den einzelnen Läden.


 Durch Zufall biegen wir in einen kleinen Hof mit Gastgarten am Kanal.

 Von hier aus sehen wir gegenüber die „hängenden Küchen“  für welche diese, einst wichtige Hafenstadt, bekannt wurde. Aus Platzmangel hat man die Küchen auf die ursprünglichen Balkone verbannt!; also über dem Kanal "Damsterdiep" aufgehängt 



Auch diese "Terasse" ist über dem Wasser

Bei unserem Spaziergang sehen wir ein spezielles Bootstreffen in den Kanälen rund um das Altstadtzentrum.





Diese, beidseitig der Schiffe angebrachten, "Bretter" haben uns ein Rätsel aufgegeben. Bereitwillig, fast erfreut, erklärte uns ein Bootsbesitzer, dass es sich dabei um, bei Bedarf, beidseitig absenkbare Kielbretter für die flachen Boote bei "Segelbetrieb" handle. Eine holländische Eigenheit! 

ein gemütlicher Trasch zu dritt

Gehäkelter Blickschutz beim Bullauge

 Unser heutiges  Motto  „Historische Zeitzeugen“ 
„Kleine Waisen retten“ und „Schuhe aus Weidenstämmen“. 

Das erste Objekt ist die kleine Wasserburg Menkemaborg in Uithuizen, welches von zwei Gräben umgeben ist. Seine barocken Gartenanlagen, hat man nach dem Originalplan von 1705 wiederhergestellt. Die Burg war seit dem 14. Jahrhundert Sitz der Menkemas, einer uralten Sippe friesischen Bauernadels.1903 starb der letzte Bewohner, Baron Gerhard Alberda. Die Familie schenke das Anwesen dem „Museum voor Stad en Land Groningen".
von Wasser umgeben

gepflegter Garten


dieser Geselle schaut dem Besucher nicht sehr freundlich entgegen

Studierzimmer 

dieses  Bild gefällt mir sehr gut 

Schlafgemach 

Burgküche

schon damals mit fließendem Wasser ausgestattet

neben der Küche das Dienstmädchenzimmer

Speisezimmer

im Herrenzimmer ein geschnitzter Fußschemel, in dem ein warmer Ziegel für warme Füße sorgt

Vor der Brücke über den Burggraben stehen links und rechts kleine Häuschen

So einen Ort der persönlichen "Erleichterung" werden sicher noch einige Leser kennen

"Heuler"
Unserer nächste Station ist Pieterburen, dort gibt es ein ganz besonderes „Krankenhaus“. Ein privat geführtes Rehabilitationscentrum für erkranke, junge Kegelrobben, sogenannte „Heuler“. das sind Seehundbabys, die ihre Mütter verloren haben. Meist sind es die Lungenwürmer, welche, begünstigt durch die Meeresverschmutzung, schwache oder verletzte Seehund-Kinder befallen. Dadurch werden ihre Abwehrkräfte geschwächt; im „Zeehondencreche“ werden sie ärztlich betreut, aufgepäppelt und dann wieder ausgewildert.

Babyaugen suchen die Mutter

Hier werden die Seehunde beobachtet; der Fliesenboden ist beheizt


Seehund:was willst du von mir?? Möve: deine Fischreste verräumen

Ich habe heute Fototermine

lasst mich in Ruhe ... ich alte ein Mittagsschläfchen



Was wäre Holland ohne Holzschuhe
Etwas schwieriger hat sich das Suchen der Klompen-Makerij in Eerum gestaltet. Eine junge Frau hat uns dann den Weg beschrieben und so sind geradewegs hingekommen. Allerdings, Parkplatz gibt es in den engen Strässchen für uns keinen, deshalb stellen wir unser Wohnmobil einfach im Hofbereich der Fam.Van der Meulen ab. Zwei Hunde verbellen uns und eine Dame ist auch etwas überrascht über unseren Besuch. Doch wir wollen bloß etwas nähere Auskünfte über die Herstellung der „Klompen“, dem hier erzeugten Holzschuh.

Zwei nasse "Weidenholz-Ziegel" bekommen auf einer Kopier-Fräse die Außenform des Schuh’s, dann werden die Rohlinge auf einer weiteren Maschine ausgehöhlt und somit ist ein Paar Holzpantoffel bis auf letzte „Kleinarbeiten“, wie feinschleifen, lackieren und eventuell dekorieren, fertig. Bei manchen „Schuhen“ wird auf dem Rist ein Lederriemen eingezogen, damit sie beim Gehen besser sitzen.


die feuchten Weidenblöcke 

hier werden die" Schuhe " ausgefräst

fast fertig

der Chef zeigt uns, wie die Schuhe OHNE Maschinen hergestellt wurden

alles reine Handarbeit



Jetzt sind wir ==> da: und es regnet